Ungefähr gegen 19:00 Uhr am Abend kamen wir zum Grenzdorf "Cosauti". Wie es so oft im Leben ist, kam alles ganz anders als gedacht. Der Grenzübergang war ein kleiner Posten mit nur 4 Beamten. Die Straßen zum Posten waren so klein, dass keine LKW's durchgepasst hätten. Ein einziges Auto stand vor dem verschlossenen Schranken. Daneben war, wir trauten unseren Augen kaum, eine eigene Spur für Fußgänger. Wir schoben die Räder zu dem etwas grimmig dreinblickenden Grenzbeamten und durften sofort den ersten Zaun passieren. Nachdem ein weiterer Beamter 10 Minuten lang mit unseren Pässen im Grenzhäuschen verschwand, hatten wir die erste Hürde überstanden. Wir waren aus Moldawien ausgereist. Wir schoben die Räder zum Ufer des Grenzflusses "Tyra", setzten uns auf einen Stein und warteten mit anderen Fußgängern darauf, dass wir die kleine Fähre, die uns auf die ukrainische Seite bringen sollte, betreten durften. Nachdem wir um die 10 Fußgänger und ein Auto waren, meinte der Fährmann, es sei Zeit abzulegen.
Zu dieser Zeit hatte sich bei mir die Nervosität schon gelegt, Elias war noch etwas aufgeregt. Die 10 minütige Überfahrt war wundervoll, sie war sogar noch besser und schöner als ich es mir daheim in Österreich beim Planen der Route vorstellen konnte. Mit den letzten warmen Sonnenstrahlen im Gesicht, schipperten wir zur ukrainischen Seite des Flusses. Ich saß auf einer Bank am Rand der Fähre und sah wie der moldawische Posten immer kleiner und auf der anderen Seite die ukrainische Flagge immer größer wurde. Das war Reiseromantik in voller Intensität! Mir kamen fast die Tränen. Das war bestimmt der schönste Grenzübergang auf unserer Reise, irgendwann muss ich wiederkommen, nur um nochmals die Fähre benützen zu können.
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die Grenzfähre |
Nachdem ich 10 Minuten lang friedlich in Gedanken versunken da saß, holte mich der ukrainische Grenzbeamte wieder in die Realität zurück, er empfing uns mit bösem Blick und einem Sturmgewehr.
Als wir die Pässe herzeigten durften wir den ersten Schranken passieren und kamen in den zweiten Kontrollbereich. Nach einer erneuten Überprüfung der Pässe kam ein Vorgesetzter der mitbekam, dass wir aus Österreich waren. Er konnte ein paar Wörter Deutsch. Sein Erscheinen wirkte Wunder, auf einmal wich die Härte in den Gesichtern der anderen Soldaten, sie wurden richtig freundlich und lachten sogar. Wir führten "small-talk" über Fussball, ein Gesprächsthema, das in jeder Situation anwendbar ist und jedes noch so dicke Eis bricht. Im Gegensatz zur moldawischen Einreise wurde nicht einmal unser Gepäck durchsucht, wir glauben, dass lag daran, dass der Höchstanwesende persönlich sich unser annahm und er ziemlich begeistert von unserer verrückten Idee war. Es ist eigentlich pervers, aber der österreichische Pass ist extrem hilfreich, man wird teilweise bevorzugt behandelt, anscheinend sind Österreicher sehr gerne gesehen. Bis jetzt zumindest! Die richtig harten Grenzen kommen schließlich noch.
Die Moldawen wurden nämlich sehr wohl kontrolliert und mussten das Gepäck aufmachen. Bei der dritten Station mussten wir nochmals die Pässe herzeigen und wieder 10 Minuten warten. Die Soldatin die unsere Pässe einscannte war auch sehr gut aufgelegt, sie scherzte mit mir über mein, mittlerweile schon acht Jahre altes Passfoto. Den letzten Schranken durften wir ohne erneutes herzeigen der Pässe passieren! Ich verstehe nicht warum man vier Mal den Pass herzeigen muss...Aber ist ja auch egal! Wir waren in der Ukraine und das war das Einzige was zählte!
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letzter Blick nach Moldawien |
Mit der Zeit fing es an zu dämmern, unser Plan war es Wasser zu finden und uns dann einen Zeltplatz zu suchen. Wir fuhren einfach drauf los, in die gefühlt richtige Richtung, da wir der kyrillischen Schrift nicht mächtig waren. (wie sich später herausstellen sollte war es tatsächlich die richtige Richtung)
Nach 15 Kilometer verließen wir die Hauptstraße und fuhren über eine kleine Schotterstraße in das kleine Dorf "Kachkovka". An einem Haus fragten wir einen älteren Herren, ob wir unsere Flaschen auffüllen dürfen. Wir bekamen frisches Brunnenwasser und wollten schon weiterfahren, als drei seiner Nachbarn dazu kamen. Sie wollten wissen was uns in ihr Dorf verschlagen hatte. Mit Händen und Füßen erklärten wir ihnen unser Vorhaben. Die vier Herren wollten uns anfangs gar nicht glauben, als wir ihnen dann eine Karte mit der geplanten Route zeigten waren sie sehr erstaunt und begeistert. Sie lachten und gaben uns zu verstehen, dass wir wohl ein bisschen verrückt seien! Circa eine Stunde hat dann unsere sehr gestenreiche Unterhaltung gedauert, mittlerweile war es schon stockdunkel! Sie haben uns dann noch zu verstehen gegeben, dass es im Dorf ein Café gibt, bei dem wir eventuell mit Euro bezahlen können (wir hatten wieder mal keine landesübliche Währung dabei). Begleitet durch Hundegebell fuhren wir durch das dunkle Dorf in Richtung Café. Dort angekommen blieb Elias draußen bei den Rädern und ich wollte die Lage klären. Ich wurde schon vor dem Eingang von einigen betrunkenen Ukrainern begrüßt, bevor ich bei der Bar ankam und die Kellnerin fragen konnte, ob sie Euro akzeptiert, hatte ich schon einen Wodka in der Hand und eine Einladung zum übernachten. Ich erklärte den Anwesenden unsere Reise und warum wir hier gelandet waren. Wir müssen die ersten Touristen gewesen sein, die sich in das Dorf verirrt hatten, auf jeden Fall waren wir die Attraktion schlechthin. Während ich schon beim zweiten Wodka war, wurde Elias hereingeholt, auch er musste nicht lange auf ein Stamperl warten. Wir mussten unzählige Fotos machen und ständig neue Hände schütteln.
Mah so toll, ich lese eure Berichte so gerne und bin immer schön auf den nächsten gespannt. Wünsch euch noch weiterhin tolle Erlebnisse, Gesundheit und viel Glück bei eurem Vorhaben.
AntwortenLöschenDanke! Das freut uns sehr :)
LöschenMah so toll, ich lese eure Berichte so gerne und bin immer schön auf den nächsten gespannt. Wünsch euch noch weiterhin tolle Erlebnisse, Gesundheit und viel Glück bei eurem Vorhaben.
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