Samstag, 24. August 2019

Kein Wasser in der Wüste!

An Tagen an denen wir die Grenze übertreten, sind wir beide immer etwas angespannt, aber im positiven Sinne. Zum einem bedeutet es, dass wir wieder ein Stück weiter gekommen sind und zum anderen ist es die Aufregung wie uns die Grenzbeamten behandeln werden.
So ist es auch heute als wir uns auf die Räder schwingen und die letzten 10 Kilometer zur Grenze radeln. Beim ersten Checkpoint angekommen treffen wir auf einen 62 jährigen pensionierten Bankdirektor aus England, der in nur neun Monaten einmal um die Welt radeln will, sein Tagesschnitt liegt bei mindestens 150 Kilometern. Einfach unglaublich auf welche Leute man alles trifft während so einer Reise. Wir beschließen die "Prozedur" der zahlreichen Kontrollen zusammen zu absolvieren. Wieder mal wird uns bewusst welche Vorteile ein europäischer Pass mit sich bringt, wir werden von einem Soldaten an der langen Schlange der Passkontrolle direkt zur Zollkontrolle geführt. Es fühlt sich irgendwie komisch an, die anderen Leute starren uns an und ich weiß nicht, ob sie uns das übel nehmen, dass wir bevorzugt werden. Auch beim Zoll werden wir an der wartenden Schlange vorbeigeführt, ohne das irgendwer unsere Taschen kontrolliert, wir umrunden einfach den Bodyscanner. Wirklich komisch so bevorzugt zu werden, ein Foto wird gemacht und die Ausreise ist geschafft! 
Während wir unsere Räder zur usbekischen Seite schieben klagt uns der Engländer sein Leid mit dem bevorstehenden Brexit. Die Leute in Großbritannien waren sich den Folgen nicht bewusst, die das Verlassen der europäischen Union mit sich bringen wird. Außerdem hat eine weitaus ältere Generation über den Köpfe der Jungen über dessen Zukunft entschieden.
"Ich möchte in den Blogeinträgen unpolitisch bleiben, aber in weiterer Folge unserer Reise werden wir viele Leute aus Großbritannien treffen, die alle den selben Ton anschlagen, wenn es um dieses Thema geht, deswegen halte ich es hier für erwähnenswert."

Wie schon auf der kasachischen Seite werden wir auch auf der usbekischen Seite an allen anderen Wartenden vorbeigeführt. Ein weiteres Mal interessiert sich der Zoll kein bisschen für unser Gepäck.
Bei der Einreise bekommen wir einen Informationszettel, auf dem steht, dass man sich innerhalb der nächsten 72 Stunden registrieren muss und alle 24 Stunden die Registrierung erneuert werden muss. Das wird automatisch von den Hostels und Hotels erledigt, für den Fall, dass man campen will gibt es eine Internetseite bei der man seinen Standpunkt angeben muss. Keine Ahnung wie das funktionieren soll, wir haben ja nicht immer Internet. Laut dem österreichischen Außenministerium ist es allerdings sehr wichtig sich jeden Tag zu registrieren, bei der Ausreise wird das nämlich kontrolliert. Wir beschließen, dass wir uns nicht allzu viele Sorgen machen, wenn bei der Ausreise ein paar Registrierungen fehlen wird das wohl nicht so schlimm sein. (hoffentlich)

wir sind in Usbekistan! 

Usbekistan empfängt uns mit gnadenloser Hitze und unendlicher Wüstenlandschaft. Gleich am ersten Tag unterläuft uns ein folgenschwerer Fehler, in der Hoffnung das in ein paar Kilometern ein weiteres Dorf kommt in dem wir unsere Vorräte auffüllen können, fahren wir am ersten Dorf nach der Grenze vorbei. Ziemlich dumm wie sich am nächsten Tag heraus stellt, denn schon zu Mittag geht uns das Wasser aus. Bei 38 Grad sitzen neben der Straße und verfluchen unsere Blödheit. Nach längerem Überlegen entscheiden wir uns dafür bis zur nächsten Stadt, Jasliq zu trampen. Wir haben schon öfters gehört, dass es ziemlich leicht sein soll in Usbekistan, dass es dann wirklich so problemlos abläuft, hätten wir uns nicht gedacht. Schon der zweite LKW hält an.

ein Schock für uns, kein Wasser! 

Zum ersten Mal erfahren wir die usbekische Gastfreundschaft, wir bekommen Essen und Wasser. Unsere zwei Fahrer kommen gerade aus St. Petersburg mit einer Ladung Bananen, ihr Ziel ist Khiva. So weit wollen wir allerdings nicht mitfahren, wir wollen ja nicht noch mehr schummeln, als wir es eh gerade machen. Nach dem wir eine knappe Stunde durch die Wüste gefahren sind, kommen wir in Jasliq an, ein winziges Dorf. Wir bedanken uns, wechseln Telefonnummern und steigen voller Freude aus. 
Unser Plan ist es nun, etwas zum Essen zu besorgen und an Geld zu kommen. Wir haben nämlich nur 100 Dollar für den Notfall und wollen uns usbekische So'm besorgen. Unsere wieder gelangte Motivation verfliegt sofort, als wir merken, dass Elias seinen Schlafsack im LKW vergessen hat. Zusätzlich gibt es weit und breit keinen Bankomaten. Unsere Stimmung ist komplett am Boden, gerade noch haben wir geglaubt all unsere Probleme sind gelöst und uns auf das Weiteradeln gefreut und jetzt das! Wie schon so oft auf der Reise wechselt sich unser Gemütszustand binnen weniger Sekunden, eine echte emotionale Achterbahnfahrt! Wir sind wirklich verzweifelt, die nächst größere Stadt, Nukus, liegt 280 Kilometer weit entfernt. Wir realisieren, dass wir erst hier an Geld kommen werden. Nachdem wir uns in Jasliq Essen kaufen und komplett abgezogen werden weil wir nur mit Dollar bezahlen können, beschließen wir ein zweites Mal zu trampen. Diesmal hält gleich der erste LKW, die beiden Fahrer binden unsere Fahrräder auf der Ladefläche fest und verstauen unser Gepäck. Auch sie geben uns Wasser und Brot. Die nächsten vier Stunden fahren wir durch die lebensfeindlichste Gegend, die ich je gesehen habe.

endlose Wüstenlandschaft 

Bis auf ein paar Sträucher kann man nichts in den endlosen Weiten erkennen, und das für mehrere Stunden. Ich habe den größten Respekt vor allen Radfahrern, die es hier geschafft haben durch zu kommen . Wir sind ziemlich müde, können aber gleichzeitig sehr gut entspannen, unsere zwei Fahrer sind sehr freundlich und vertrauensvoll, wir fragen uns wo sie uns wohl hinbringen werden.

zwei der super netten LKW Fahrer

Kurz nach Mitternacht halten sie den LKW neben einem sehr teuer aussehenden Hotel. Wir sind mittlerweile aber schon so müde und fertig, dass uns der Preis egal ist, wir wollen sowieso am nächsten Tag weiterziehen. Aber daraus wird nichts, als wir auschecken, sind wir noch so müde, dass wir uns nicht in der Lage fühlen weiter zu radeln. Über das Hotel WLAN buchen wir uns ein billiges Apartment in der Nähe des Hotels. Wir sind überglücklich als wir dort ankommen. Wir waschen unsere Wäsche und erledigen einige organisatorische Dinge.
Im Zimmer neben an, lebt Jan und Maryam von allbybike aus Berlin. Die beiden sind ebenfalls mit dem Rad unterwegs und wollen von Berlin nach Ulaanbaatar, in die Mongolei fahren. Sie sind schon seit zwei Tagen hier, am Nachmittag zeigen sie uns die Stadt und einen Geldautomaten. Am Abend gehen wir Essen. Wir beschließen, dass wir die Strecke bis nach Khiva gemeinsam fahren. Morgen um 8:00 geht's los. Elias sein Gepäck ist jetzt um das Gewicht seines Schlafsackes leichter, kein schönes Gefühl für ihn so weiter zu fahren...!

до скорого
Fabio


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