Dienstag, 26. März 2019

Krankenhausaufenthalt und die letzten Tage in Ungarn

Wie Elias in seinem letztem Blogeintrag bereits erwähnt hat mussten wir aufgrund mehrerer körperlicher Beschwerden meinerseits in Kecskemét pausieren.
Mein rechtes Knie tat mir ein bisschen weh und mein Hintern schmerzte. Ich dachte, dass durch die erhöhte Belastung der letzten zwei Wochen mein Steißbein angeschwollen war.
Unser Plan war es zwei Nächte lang Pause zu machen, zu warten bis die Schwellung etwas zurück geht, Mails zu beantworten und uns auf die letzten 200 Kilometer in Ungarn vorzubereiten. Am ersten Tag jedoch machte uns die Realität einen Strich durch die Rechnung! Die dicke Beule an meinem Hintern, die ich für mein geschwollenes Steißbein hielt, fing an zu bluten und leicht zu eitern. Da wurde uns klar, dass es vielleicht doch nicht mit zwei Tagen warten getan war und ich wahrscheinlich ärztliche Hilfe benötige.
Über Google Maps recherchierten wir wo das nächste Krankenhaus lag.
Die Aufnahme war nicht gerade einfach und unkompliziert, die Sekretärin sprach keinen Brocken Englisch, sie gab mir die Tastatur ihres Computers durch die kleine Öffnung des Fensters zwischen uns und ich schilderte ihr via ''Google Übersetzer'' mein kleines Problem.
Es stellte sich heraus, dass ich in der falsche Stadion war, ich wurde in ein anderes Gebäude gebeten, beim dortigen Empfang gab es wieder das selbe Problem. - Niemand konnte Englisch! Die Dame am Empfang sah meinen Pass an, telefonierte kurz und nach drei Minuten kam eine Übersetzerin. Endlich konnte ich mit jemanden sprechen der mich verstand.
Allerdings verstand sie mich nicht richtig, sie dachte wohl, dass ich vom Rad gestürzt sei und mein Steißbein deswegen angeschwollen war. Aufgrund ihrer Einschätzung bekam ich einen Platz auf der Warteliste in der ''Traumatologie'', Was mir schon irgendwie komisch vorkam.
Als ich endlich dran kam und der zuständige Arzt sich meinen Po genauer ansah meinte er nur, dass nicht er für mich zuständig sei sondern die ''allgemeine Station''. Ich bekam also eine neue Nummer, ging in einen anderen Gebäudeabschnitt und wartete wieder.
An dieser Stelle sei gesagt, dass der Besuch im Krankenhaus der wohl belastenste Teil der bisherigen Reise für Elias war. Aus irgendeinem Grund fühlt er sich in Krankenhäusern und in Gegenwart von Ärzten extrem unwohl. Wir warteten daher beide sehr angespannt auf meinen Aufruf.
Als ich endlich dran kam erklärte mir der Arzt (er konnte sehr gut englisch), dass sich an meinem Hintern ein Abszess gebildet hatte, der jetzt aufgeschnitten werden muss und ich zwei Tage lang im Krankenhaus bleiben müsse. Ich dachte an die 200 Kilometer nach Rumänien und ans unseren ''zwei Tage Pause Plan''.
Ich wusste nicht was mich nervöser machte, das bevorstehende Messer oder Elias zu sagen, dass wir noch mindestens zwei Tage Pause dran hängen mussten.
Nachdem ich die Diagnose bekam wurde ich ein weiteres Mal in ein anderes Gebäude geführt, diesmal allerdings in Begleitung vom Arzt. (man sah mir anscheinend an, dass ich schon durch das halbe Krankenhaus gehetzt wurde)
Dort lernte ich meinen, mich operierenden, Arzt kennen. Nachdem er mich genauestens über meinen bevorstehenden Eingriff informierte, konnte ich ihn dazu überreden, mich schon am nächsten Tag nach dem Frühstück zu entlassen. Als ich im von unserem Projekt erzählte schlug er die Hände über dem Kopf zusammen. (er konnte auch sehr gut englisch) Ich musste ihm versprechen, dass ich drei Wochen pausiere damit die Wunde gut verheilen kann.


Fünf Tage und 220 Kilometer später sitze ich nun in Oradea, in Rumänien und freue mich im zweiten Land auf unserer Reise zu sein. (ich hoffe mein Arzt liest das nicht)
Die letzten Tage waren geprägt von traumhaften Radfahrwetter. Schon an dem Tag als wir aus Kecskemét rausfuhren hatten wir blauen Himmel und Sonnenschein. Erstmals auf der Tour konnte ich meine kurze Hose anziehen.
Da wir es wegen meiner Wunde langsam angehen lassen wollten setzten wir uns nie ein Tageslimit, wir fuhren einfach so weit wir konnten und wir Lust hatten.
Ostungarn ist wirklich traumhaft schön, die Straßen wirken unendlich lang und auch die Landschaften sind rießig und weitläufig.

Radweg neben dem Fluss ''Körös''

Die ersten zwei Nächte hatten wir das Glück neben dem Fluss 'Körös' campen zu können. Ich finde es jedesmal besonders das Zelt neben einem Fluss aufbauen zu können, Flüsse geben mir immer das Gefühl von Freiheit.

Zeltplatz neben dem Fluss ''Körös''

In der dritten Nacht haben wir zwischen zwei Feldern und einem Walt gecampt, bis auf den Besuch von drei Feldarbeitern waren wir komplett ungestört. Irgendwie schein es niemanden in Ungarn zu stören, wenn man wildcampt. Ganz im Gegenteil!, man wird freundlich gegrüßt und angelächelt.

letzte Nacht in Ungarn

Nach ca zwei Stunden gemütlicher Fahrt sind wir gestern in Oradea angekommen, eine relativ große Stadt im Westen Rumäniens. Es ist unser beider erstes Mal in Rumänien und wir freuen uns auf das Land, die Menschen und die Erlebnisse. Von der Distanz ist Rumänien circa gleich weit wie Ungarn, jedoch erhoffen wir uns um einiges schneller zu sein, da wir von nun an nicht mehr im Schongang unterwegs sein werden - unser russisches Visum wartet schließlich nicht auf uns!

Pe curând!
Fabio

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Mittwoch, 20. März 2019

Die ersten Tage unserer Reise

Was soll man sagen? Nach über einem Jahr Planung sitze ich nun wirklich hier in Kecskemét (Ungarn) und schreibe einen Blockartikel über unser Projekt. Richtig realisiert habe ich das ganze, glaube ich, immer noch nicht.

Am 10.März saß ich noch gemeinsam mit meinen Eltern beim Frühstück, bevor es gegen 12 Uhr vor hunderten Leuten und einem Kamerateam vom ORF wirklich los ging.

©Maximilian Zürn

Die ersten Kilometer raus aus Graz, Richtung Fürstenfeld. Es fühlte sich schon etwas surreal an, zu wissen das man nun nach Tokyo radelt. Noch am ersten Tag, in der Nähe von Gleisdorf wurden wir gefragt, ob wir eine Übernächtigungsmöglichkeit bräuchten. Noch dazu erkannten sie uns aus der Zeitung. War schon ein ziemlich witziger Moment für uns zwei.
Stolze 45km kamen wir am ersten  Tag, genauer gesagt bis nach St. Margarethen an der Raab. Das erste mal einen Schlafplatz suchen, das Zelt aufbauen, all die Sachen die mittlerweile schon Routine sind fühlten sich noch sehr ungewohnt an.

Am dritten Tag kamen wir in Ungarn an. Das erste von zwölf  Ländern!
Die im Vorfeld prognostizierten Hintern und Muskelprobleme blieben uns, vorerst erspart. Wir kamen besser voran, als gedacht. Die angepeilten 50km pro Tag wurden fast immer erreicht.
In Zalaegerszeg überraschte uns dann ein Gewitter. Zum Glück fanden wir eine billige Pension, in der wir noch gemütlich, mit ein paar Abendbierchen, den Tag ausklingen ließen.
Bereits am nächsten Tag ging es weiter Richtung Plattensee. Im Zentrum von Zalaegerszeg wollten wir eigentlich nur etwas Geld abheben. Ich wartete auf Fabio und auf einmal kam eine Frau zu mir und fragte mich was wir mit den vollgepackten Rädern vorhätten. Ich erzählte ihr von unserem Vorhaben. Sie war extrem begeistert davon und lud uns auf einen Kaffee ein. Während ich mit der Frau redete kam noch ein Mann dazu, er hörte uns zu und machte noch ein Foto bevor er weiter musste. In so einer Situation fühlt man sich schon einmal kurz wie ein kleiner Superstar.
Nach einer netten Kaffeerunde stellte uns jedoch Google Maps auf eine nervliche Probe. Es ging wortwörtlich über Stock und Stein. Ca 20km durch Wald und Forstwege. 20km die uns nicht weiterbrachten. Danach zweifelte ich schon daran, ob wir heute noch in Keszthely (am Plattensee) ankommen.


Aber mit Willenskraft schafft man alles! Nach ca 70km kamen wir komplett erschöpft in Keszthely an. Die nächsten Tage fuhren wir den südlichen Radweg am Plattensee entlang, bis wir schlussendlich in Baltonvillagos, am östlichen Ende des Sees, ankamen. Wir bekamen eine Nachricht von Thomas, er ist Aktivist der 'Euratom' Kampagne. Er erzählte uns von Euratom, was das genau ist und um was es geht. Wir waren sofort davon überzeugt und werden daher in jedem Land Fotos mit einem kleinen Euratomplakat machen. Und nein, Thomas schickte uns nicht ein Paket per Post, sondern fuhr mit seiner Frau extra von Österreich zum Plattensee! Am selben Tag trafen wir uns noch in einem Kaffee in Balatonvillagos. Wir plauderten etwas und machten gleich ein paar Fotos!

Wir mit Thomas und einigen Euratomplakaten
Die ersten Schmerzen tauchten auch schon auf, Fabio sein Knie und Hintern schmerzten durch die Belastung der letzten Tage.
Angekommen in Dunafoldvar wurden wir von einer weiteren Dame zum Kaffee trinken eingeladen. Ihr Freund Attila konnte sehr gut deutsch und somit entwickelte sich ein sehr schöner und alkoholischer Abend. Man muss schon sagen, ungarischer Schnaps (Palinka) ist nicht schlecht! In weiterer Folge durften wir bei ihnen Abendessen und übernachten.

Unser Schlafplatz bei unseren unglaublich netten ungarischen Gastgebern

Fabio seine Schmerzen blieben leider aufrecht, daher konnten wir nicht so voran kommen, wie wir uns das vorstellten.
Wie schon gesagt, sind wir nun in Kecskemét, 200km vor der rumänischen Grenze. Hier werden wir in einer Pension die nächsten zwei Tage verbringen, mit der Hoffnung, dass die  Schmerzen vergehen. Im Großen und Ganzen geht es uns beiden aber sehr gut! Wir hoffen in den nächsten vier bis fünf Tagen nach Rumänien zukommen.
Szia!

Elias

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